Sinti und Roma

Abstract: Sinti kommen ursprünglich aus dem heutigen Pakistan. Sie leben seit dem 15. Jahrhundert in Europa und Deutschland. Sinti sprechen die Sprache Romanes. Von Anfang an wurden Sinti in Europa nicht akzeptiert. Sie wurden als „Zigeuner“ und „Heiden“ beschimpft. Und sie durften nicht sesshaft werden und keine Häuser bauen. Sie durften auch nichts besitzen. Wegen dieser ganzen Verbote haben Sinti keinen festen Wohnort und reisen umher. Sie arbeiten deswegen oft in Berufen, wo man nicht an einem festen Wohnort bleiben muss. Roma kommen ursprünglich aus Rajasthan. Das ist ein heutiger Bundestaat in Nordindien. Roma leben seit dem 13. Jahrhundert in Osteuropa, England und den USA. Sie leben seit 1950 auch in Deutschland. Auch Roma wurden seitdem in Europa diskriminiert. Sie wurden bis ins 19. Jahrhundert als „Sklav*innen“ benutzt. Im Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma verfolgt und verhaftet. Viele starben in Konzentrationslagern. Mindestens 500.000 Sinti und Roma haben ihr Leben während der Zeit des Nationalsozialismus verloren.

Sinti (Sg. m. Sinto, Sg. f. Sintezza, Pl. neutral Sinti) sind eine Ethnie, die seit dem 15. Jahrhundert in Deutschland und ganz Mitteleuropa bis nach Skandinavien ansässig sind. Ihr Ursprung liegt im heutigen Pakistan, genauer in der Provinz Sindh. Sinti sprechen Romanes, eine Sprache, die zur Indogermanischen Sprachfamilie gehört, und die mit dem Sanskrit verwand ist.

Bereits seit ihrer Ankunft in Europa waren Sinti massiver Ausgrenzung ausgesetzt, wurden als „Zigeuner“ oder „Heiden“ stigmatisiert und ihnen wurde verwehrt, sich in Städten niederzulassen, Eigentum zu erwerben und sich frei zu bewegen. Für „vogelfrei“ erklärt, lebten Sinti in ständiger Angst vor Angriffen. Aus dieser Not heraus resultierte ein mobiler Lebensstil und das Ausüben von Berufen, die ohne festen Standort ausgeübt werden konnten, wie zum Beispiel Korbmacherei, Musizieren, Kesselflickerei usw. Es ist wichtig zu verstehen, dass Sinti nicht freiwillig auf Sesshaftigkeit verzichtet haben, sondern weil ihnen durch die Dominanzgesellschaft ein Leben als Teil der Gesellschaft untersagt wurde. Über die Jahrhunderte wurde die Situation für viele Familien erträglicher, so dass Familien sich niederlassen, Kinder die Schule besuchen konnten und ein Leben als Teil der Gesellschaft mehr zur Norm wurde.

Mit der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus begann die systematische Verfolgung von Sinti und Roma. Deutsche Sinti waren die ersten, die im Nationalsozialismus erfasst und verhaftet wurden. Kinder dabei kamen in Heime, ihre Eltern in Zwangsarbeit oder Konzentrationslager. Es gibt keine deutsche Sinti-Familie, die dadurch keine Angehörigen verloren hat. Am 16. Dezember 1942 wurde mit dem sogenannten „Auschwitz-Erlass“ die Auslöschung aller Sinti und Roma beschlossen. Mindestens 500.000 Sinti und Roma haben ihr Leben während der Zeit des Nationalsozialismus verloren. Erst am 17. März 1982 wurde der Völkermord an Sinti und Roma vom damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt anerkannt. Wiedergutmachung erhielten die meisten Überlebenden nie. Auch heute erfahren Sinti Ausgrenzung im Alltag.

Roma (Sg.m. Rom, Sg.w. Romni, Pl.neutral. Roma) sind eine Ethnie, die seit dem 13. Jahrhundert in Süd- und Osteuropa, später auch in England und Amerika ansässig sind. Nach Deutschland wanderten die meisten Roma ab 1950 ein. Ihr Ursprung liegt im heutigen nordindischen Bundesstaat Rajasthan. Roma sprechen Romanes, eine Sprache die zur Indoeuropäischen Sprachfamilie gehört und mit dem Sanskrit verwandt ist. Die Sprache Romanes verfügt über viele verschiedene Sprachvarianten, die je nach Herkunftsland stark variieren können.

Roma erlebten genau wie Sinti Ausgrenzung und Anfeindungen seit ihrer Ankunft in Europa: Vom 13. bis ins 19. Jahrhundert wurden Roma im heutigen Rumänien versklavt. In der Walachei, Moldau und Siebenbürgern mussten Menschen für die Kirche, den Adel und reiche Großgrundbesitzer*innen arbeiten. Durch die Sklaverei war es erlaubt, Roma zu kaufen, zu verkaufen, zu benutzen und zu missbrauchen. Nur wenige wissen, dass auch in Europa Menschen versklavt wurden. Nicht einmal 100 Jahre nach Abschaffung der Sklaverei wurden Roma mit der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus wieder als „Zigeuner“ verfolgt. Roma aus ganz Europa wurden in dieser Zeit deportiert oder erschossen und in Massengräbern verscharrt. Auch heute sind Roma antiziganistischen Vorurteilen und Ablehnung seitens der Dominanzgesellschaft ausgeliefert. Selbst Holocaustüberlebende, die in Folge des russischen Angriffskrieges als Ukrainische Roma nach Deutschland geflohen sind, wurden von Behörden als „Armutsflüchtlinge“ diffamiert, anstatt sie als Kriegsflüchtlinge zu behandeln.

01.10.2024
Esther Reinhardt-Bendel

Literatur

  • Engbring-Romang, Udo (2014): Ein unbekanntes Volk? Daten, Fakten und Zahlen Zur Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma in Europa. In: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) (Hrsg.): Dossier: Sinti und Roma in Europa. Online unter https://www.bpb.de/themen/europa/sinti-und-roma-in-europa/179536/ein-unbekanntes-volk-daten-fakten-und-zahlen/, 01.10.2024.
  • rroma.org (o.J.): Sklaverei. Online unter https://rroma.org/de/roma-history/slavery/, 01.10.2024.