Stonewall Riots

Die Stonewall Riots waren ein historisches Ereignis für das Entstehen einer radikalen queeren Befreiungsbewegung, der Gay Liberation. Sie begannen am 28. Juni 1969 im Stonewall Inn in der Christopher Street des New Yorker Stadtteils Greenwich Village. Das Stonewall Inn war eine Gay Bar, die von einem vielfältigen Publikum besucht wurde, das u.a. aus Schwarzen, Latina/Latino schwulen Männern, Lesben, und diversen Gruppen bestand, die heute sowohl der Drag Queen Community als auch trans* und nicht-binären Communitys zugeordnet würden, damals aber alle noch unter dem Dachbegriff „Gay“ zusammenfanden. Viele unter ihnen verdienten ihren Lebensunterhalt mit Sexarbeit. Das Stonewall Inn war eine typische Gay Bar in einer Zeit, in der Homosexualität und das Tragen von Kleidungsstücken des „anderen Geschlechts“ nicht nur stigmatisiert waren, sondern unter Strafe standen. Die Bar konnte nur durch Bestechungsgelder, die an die korrupte Polizei gezahlt wurden, operieren. Dennoch kam es regelmäßig zu Razzien durch die Polizei, Festnahmen und Polizeigewalt im Gewahrsam, u.a. wenn es Streit wegen der Bestechungsgelder gab. Diese Razzien und die damit verbundene Polizeigewalt waren Routine, aber am 28. Juni 1969 wehrten sich die Besucher*innen des Stonewall Inn gegen die Festnahmen und die Auseinandersetzungen endeten in einer zweitägigen Straßenschlacht der queeren Menschen gegen die Polizei in der Christopher Street. Im Anschluss entstand die Gay Liberation Front (GLF) als Speerspitze einer Bewegung, die sich von vorherigen schwul-lesbischen Initiativen, die sich für Toleranz eingesetzt hatten, unterschied, wobei eine ähnliche Gruppierung, Vanguard, in San Francisco bereits 1966 entstanden war. Die Gay Liberation war eine radikale Bewegung im Stil der neuen sozialen Bewegungen, die im Anschluss an das Civil Rights Movement entstanden. Ihre Vertreter*innen wollten sich nicht mehr verstecken oder an die Gesellschaft anpassen, sondern stellten die Normen der Gesellschaft selbst infrage. Sie prangerten die Zwangsheterosexualisierung der Menschen und starre Geschlechterrollen als Unterdrückungsmechanismen an und wollten alle Menschen davon befreien. Sie politisierten das Konzept des Coming-Out hin zu einem öffentlichen Bekenntnis zur Sichtbarmachung queeren Lebens. Ein Jahr später fand zur Erinnerung an die Stonewall Riots eine Demonstration statt, damit wurde der Grundstein für die heutigen Christopher Street Days und Gay oder Queer Pride Umzüge gelegt. Zum 10. Jahrestag knüpften Lesben und Schwule in Deutschland daran an und organisierten 1979 den ersten Christopher Street Day in Berlin.

Die Stonewall Riots gelten als Gründungsmoment der modernen schwul-lesbischen Bewegung. Wichtig ist jedoch nicht zu vergessen, dass es bereits vorher ähnliche Ereignisse gab, u.a. die Compton´s Cafeteria Riots 1966 in San Francisco. Sowohl bei den Compton´s Riots als auch bei den Stonewall Riots spielten sog. Queens und trans* Frauen eine wesentliche Rolle. Bei den Stonewall Riots waren zudem Queers of Color zentral. Unter ihnen waren die Schwarze trans* Frau Marsha P. Johnson und die Latina trans* Frau Sylvia Rivera, die 1970 eine politische trans* Gruppe gründeten: STAR (Street Transvestite Action Revolutionaries). Sie unterhielten mehrere Jahre ein Haus, in dem junge trans* Personen of Colour Zuflucht finden konnten und Unterstützung erhielten. Auch andere trans* Initiativen entstanden u.a. auch aus der Not heraus, weil trans* Personen in der neuen Bewegung marginalisiert oder ausgeschlossen wurden. Auch viele Lesben spalteten sich aufgrund des Sexismus vieler schwuler Männer in der Bewegung ab. Bis heute gibt es sowohl Konflikte als auch Solidarität unter dem LSBTIQ*- Dach. Die Bewegungsgeschichte zeigt jedenfalls, dass die Errungenschaften der queeren Bewegungen schon immer von Menschen mit vielfältigen Identitäten und sehr unterschiedlichen Hintergründen, u.a. BIPoC, armen Sexarbeiter*innen und anderen mitinitiiert und erkämpft wurden.

2023
Robin Bauer

Literatur

  • D’Emilio, John (1983). Sexual Politics, Sexual Communities: The Making of a Homosexual Minority in the United States 1940-1970. Chicago: University of Chicago Press.
  • Jagose, Annemarie (2001). Queer Theory. Eine Einführung. Berlin: Querverlag.
  • Stryker, Susan (2008): Transgender history. Berkeley, CA: Seal Press.